Hallo, buntes Zebra.
So schön, dass du hier bist - an diesem besonderen Tag:
Am 01. Oktober ist mein Blog 1 Jahr alt geworden. Kaum zu glauben, dass es über 365 Tage her ist, seit ich den ersten Artikel hochgeladen habe. 48 Beiträge, viele Worte, Buchstaben, vor allen Dingen aber Höhen und Tiefen später ist "bunte Zebras" zu dem geworden, was es heute ist.
Ich habe angefangen, für mich zu schreiben und dachte, dass es ein netter Nebeneffekt sei, mit meinen Gedanken und Reflektionen Menschen zu erreichen, die in einer ähnlichen Situation sind und sich, wie ich nach einem glücklichen, erfüllten und von der Essstörung befreiten Leben sehnen.
~ Inzwischen hat sich dieses Herzensprojekt zu einem großen Teil meines Lebens entwickelt.
~ Inzwischen sind wir zu einer ganzen Herde an bunten Zebras herangewachsen.
In Anbetracht des einjährigen Jubiläums, möchte ich heute meine wertvollsten Erkenntnisse aus einem Jahr "bunte Zebras" mit dir teilen. Ich wünsche dir ganz viel Spaß damit.
Let's go - die schönsten Zitate aus dem letzten Jahr
"Ich bin nicht für immer da."
Sei mal ehrlich zu dir: Wie oft passiert es, dass du Dinge, die unangenehm sind, aufschiebst?
Wie oft sagst du „Das mach ich später“? Und wie oft wird aus „später“ morgen? Aus „morgen“ nächste Woche? Aus „nächster Woche“ irgendwann? Und aus „irgendwann“ schlussendlich nie?
Woran liegt das? Daran, dass die Umstände gerade nicht passen? Oder daran, dass du dich noch nicht bereit fühlst? Worauf wartest du? Und wie lange willst du warten?
In dem Moment, in dem du erkennst, dass du nicht für immer da bist, fängst du an wirklich zu leben. Und damit meine ich, dass du ins Handeln kommst und zur ehrlichsten und besten Version von dir selbst wirst. Der Version, die reiner Ausdruck von Liebe, Mitgefühl und Authentizität ist.
Wir haben so oft Angst vor dem Scheitern. Aber weißt du was? Scheitern kannst du nur, wenn du da stehen bleibst, wo du jetzt bist.
Es war einfacher mein Leben weiterhin aufzuschieben und in der Essstörung gefangen zu bleiben.
Ich habe geglaubt, dass ich irgendwann schon an den Punkt kommen würde, an dem ich mich bereit fühlen würde. An dem ich die Essstörung dann hinter mir lassen könnte. Bis dahin würde ich mir einfach einreden, dass der perfekte Zeitpunkt für die Heilung noch nicht gekommen ist…
Kommen dir diese Gedanken bekannt vor?
Lass dir gesagt sein, dass es den perfekten Zeitpunkt für die Heilung deiner Essstörung nicht gibt.
Du wirst dich niemals dünn genug, krank genug oder bereit genug fühlen, deine Essstörung gehen zu lassen.
Fang an! Und zwar nicht morgen, nicht nächste Woche und schon gar nicht nächsten Monat. Sondern heute! Keiner hält dich auf – außer du selbst.
Natürlich reicht es nicht, einzig und allein einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Um die Angst zu transformieren und letztendlich heilen zu können, müssen wir neue Erfahrungen machen. Jede neue Erfahrung bringt dich zu neuen Erkenntnissen.
Natürlich hast du Angst, die Essstörung loszulassen. Sie war monate- oder jahrelang dein „treuer Begleiter“. Es ist ganz wichtig zu verstehen, dass du die Essstörung nicht grundlos hast. Sie hat für dich eine bestimmte Funktion erfüllt – so gab sie dir beispielsweise Kontrolle oder Sicherheit. Aus diesem Grund gilt es herauszufinden, wo die Ursachen deiner Essstörung liegen und dann alternative Bewältigungsstrategien zu finden, die sie langfristig ablösen können.
aus #23 Q&A
Du musst nicht untergewichtig sein, um eine Essstörung zu haben! Du hast Hilfe verdient - ganz egal, ob du die Essstörung erst seit ein paar Wochen oder bereits seit mehreren Jahren hast.
In meiner Zeit mit Bulimie war ich immer normalgewichtig - und doch war ich krank. Gefangen in einem Teufelskreis aus Essen und Erbrechen. Ich war zum damaligen Zeitpunkt absolut überzeugt davon, keine Hilfe verdient zu haben. Stattdessen kam ich mir wie eine Hochstaplerin vor, weil ich trotz Normalgewicht in psychologischer Betreuung war. Weil ich trotz Normalgewicht allen Anschein nach eine Essstörung hatte.
Rückblickend erkenne ich, wie falsch ich lag. Ich hätte wahrscheinlich Vieles von dem, was noch kommen sollte, abwenden können, wenn ich mir die Krankheit schon früher ehrlich eingestanden hätte.
Meine Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Deine Zukunft schon. Nimm dich bitte ernst.
Sich Hilfe zu holen bedeutet nicht, die Verantwortung für die Heilung der Essstörung abzugeben.
Sie wie einen Mantel abzustreifen und jemand anderem zu übertragen.
Eine erfolgreiche Therapie erfordert deine Beteiligung. Und wie der gesamte Heilungsweg ist auch die Therapie ein Prozess. Gib nicht auf, wenn du nicht von heute auf morgen eine radikale Veränderung spürst. Erkenne auch kleinste Erfolge an.
Ich bezeichne die Heilung der Essstörung unter anderem deshalb so gerne als „Weg“, weil es nun mal wirklich ein Weg ist.
Er ist geprägt von Steinen, Hügeln und Weggabelungen, an denen du nicht weißt, wie es weitergeht. Du wirst dich ab und zu verlaufen, musst an den Ausgangspunkt zurückkehren und nochmal von vorne beginnen.
All das kostet eine Menge Kraft und Energie.
Doch je länger du läufst, desto einfacher wird es.
- Weil es zum einen Tage gibt, an denen du spüren kannst, dass du ankommen wirst. Du hast beispielsweise einen riesigen Berg erklommen und von dort aus einen klaren Blick auf dein Ziel. Du bist zwar noch nicht da, kannst es aber bereits sehen. Und das motiviert dich weiterzugehen.
- Zum anderen lernst du auf deinem Weg, wer oder was dir hilft, den nächsten Schritt zu wagen. Ressourcen, wie ein Spazierstock, ein anderer Mensch, der dir den Weg zeigt oder eine Schlafstätte, in der du dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen kannst.
Zunehmen bedeutet Veränderung und Veränderung macht uns Angst. Mit jeder Veränderung geht etwas Neues, Unbekanntes einher. Dadurch fühlt sich unser gesamtes System in seiner Sicherheit bedroht.
Wenn es aber eine Sache gibt, die unser System liebt, ist das Sicherheit!
Darüber hinaus liebt es unser System, wenn die Dinge einfach sind. Und natürlich wäre es einfacher, weiterzumachen, wie bisher, in deiner Komfortzone zu bleiben und weder zuzunehmen noch deine Essstörung zu heilen.
Es ist also okay und normal, dass du Angst hat. Es ist sogar gut, die Angst wahrzunehmen.
Worauf es ankommt ist, dass du losgehst, obwohl du Angst hast. Oder vielleicht sogar gerade deswegen.
Die Essstörung hat mich auf Missstände in meinem Leben aufmerksam gemacht. Der Heilungsweg hat mich gezwungen, mir diese Missstände anzuschauen und mein Leben umzukrempeln, um zurück zu mir zu finden. Um die Verbindung zu mir wiederherzustellen. Durch die Essstörung und meine Recovery habe ich gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Und ich glaube, dass diese Selbstakzeptanz ausschlaggebend dafür ist, dass ich heutzutage gerne Zeit mit mir verbringe. Dass ich gerne allein bin und sogar sehr gut allein sein kann, ohne mich einsam zu fühlen. Ich bin überzeugt, dass Alleinsein sogar etwas ist, das mich „besser“ darin macht, „gemeinsam“ zu sein.
aus #39 Essstörungen und Einsamkeit
Selbsthilfe bezeichnet Handlungsmöglichkeiten, die dafür sorgen, dass es einem besser geht. Die den Heilungsweg auf positive Art und Weise fördern und unterstützen.
Das Schöne ist, dass in diesem „Selbsthilfe-Rucksack“ Platz für alles Mögliche ist. Er kann mit Büchern, einem Musikinstrument, einer Yogamatte, Stiften und einem Block zum Malen, sogar mit einem Haustier gefüllt sein. Selbsthilfe kann viele unterschiedliche Formen und Farben haben, weil es dabei, wie ihr Name bereits vermuten lässt, in erster Linie um DICH geht und darum, wie du dir selbst helfen kannst. Und wie du weißt, sind wir Menschen unterschiedlich, weshalb sich auch die Art und Weise, auf die wir Selbsthilfe nutzen, von Mensch zu Mensch unterscheiden kann.
aus #27 Selbsthilfe
Während meiner Essstörung war mein Leben alles andere als bunt.
Ich war nie unglücklicher und nie entfernter von meinem wahren Selbst als zu der Zeit, in der ich mein niedrigstes Gewicht hatte.
Heilung bringt Farbe zurück in mein Leben. Heilung ist ein bisschen wie ein Mandala, bei dem am Anfang nichts als die schwarzen Umrisse auf einer weißen Leinwand zu sehen sind. Und mit jedem Tag, mit jedem Schritt, den ich auf meinem Weg aus der Essstörung zurücklege, kommt ein bisschen Farbe ins Spiel.
Während es am Anfang hier und da ganz vereinzelt zaghafte Farbtupfer waren, fügt sich allmählich alles zu einem wunderschönen Gemälde zusammen, das in den buntesten Farben erstrahlt.
Wenn du ehrlich zu dir bist und eine gesunde Beziehung zu deinem Körper und auch zum Sport aufbauen möchtest, kommt es auch jetzt darauf an erst einmal stark zu sein. Nicht zum Sport zu gehen und dann alle negativen Gefühle, die hochkommen, auszuhalten. Nicht nachzugeben. Dir immer wieder und wieder zu sagen, dass das alles nur in deinem Kopf ist. Und dann? Wird es einfacher. Du wirst bemerken, dass deine Sorgen unbegründet waren. Dass es gar nicht so schlimm ist. Und du auf einmal viel mehr Zeit für dich und andere Dinge hast. Bis du am Ende wieder einmal erkennst, dass es sich gelohnt hat!
Deswegen: Bitte halte durch. Wir schaffen das zusammen.
aus #02 Sportzwang
Deswegen ist es essenziell, den Sport- und Bewegungsdrang wirklich – und damit meine ich aus tiefstem Herzen – ablegen zu wollen. Genauso wichtig wie dein Wissen darüber, dass du es willst, ist das Wissen über die Gründe, aus denen du es willst. Denn darauf kannst du in Momenten, in denen es drauf ankommt, zurückgreifen. Du kannst es dir ins Gedächtnis rufen, an deine Vernunft appellieren und schaffst es so viel eher, dem Drang standzuhalten. Und je öfter du das schaffst, desto einfacher wird es. Denn du darfst nicht vergessen, dass es sich auch bei deinem Sport- und Bewegungsdrang zu einem nicht unerheblichen Teil schlichtweg um eine Gewohnheit handelt. Das Gute ist, dass wir uns die allermeisten Dinge, die wir uns angewöhnt haben, auch wieder abgewöhnen können. Vielleicht nicht von heute auf morgen. Aber mit der Zeit.
Was suggeriere ich später mal meinen Kindern, wenn in unserem Kühlschrank ausschließlich Light-, Low-Fat- oder High-Protein-Produkte stehen? Können sie dadurch das gesunde Verhältnis zum Essen entwickeln, das ich mir für sie wünschen würde? Wohl kaum.
Die Sache ist die: Der Heilungsweg ist schwer. So oder so. Ob mit Light-, Low-Fat- oder High-Protein-Produkten oder ohne. Mein Rat an dich: Beginne gleich mit der Vollfett-Variante und erspare dir einen zusätzlichen „Arbeitsschritt“ im Sinne von „Das mach ich später.“.
Wer bestimmt eigentlich, was „Heilung“ bedeutet? Ist Heilung der Moment, in dem man ein gesundes Gewicht erreicht? Ist Heilung der Moment, in dem Essen kein Problem darstellt? Oder der, an dem man mit sich und dem eigenen Körper absolut und zu 100 % im Reinen ist?
Die Bulimie ist ein Teil von mir. Nicht mehr aktiv, aber irgendwie trotzdem noch da. Hin und wieder kommen alte Gefühle und Gedanken hoch. Auch wenn ich diesen nicht mehr nachgebe, zeigen sie mir in aller Deutlichkeit, dass ich weiterhin achtsam bleiben und auf mich aufpassen darf.
Was du verstehen darfst, ist, dass du nicht wieder bei 0 anfängst. Du darfst da weitermachen, wo du jetzt gerade bist. Ein Rückfall ist kein Grund, all das, was du bis hierhin geschafft hast, aufzugeben oder abzuwerten. Du kannst verdammt stolz auf dich sein.
Aus meiner Sicht geht es auch gar nicht darum, möglichst lange durchzuhalten. Das würde nur den Druck und Anspruch an dich selbst erhöhen. Deinen Perfektionismus triggern. Versuche, im Hier und Jetzt zu leben und zu heilen. Konzentriere dich lieber auf jeden einzelnen Tag als auf den gesamten, schier nie enden wollenden Weg. Sage nicht „Ab heute werde ich mich 6 Monate lang nicht mehr übergeben.“, sondern „Heute werde ich mich nicht übergeben.“ Und irgendwann blickst du zurück und kannst dich gar nicht mehr daran erinnern, wann du das letzte Mal erbrochen hast.
Mit jedem Sonnenaufgang lerne ich, meinen Körper zu lieben. Mit jedem Sonnenaufgang erkenne ich die wundervolle Weiblichkeit in mir und erlaube mir, sie zu leben.
„Danke lieber Körper, dass du mich bis hierhin am Leben gehalten hast. Ich verspreche dir von jetzt an gut für dich zu sorgen und alles in meiner Macht stehende zu tun, um dir die Energie zur Verfügung zu stellen, die du benötigst, um endlich wieder ohne Einschränkungen funktionieren zu können.“
Ich verspreche mir, meinen Körper anzunehmen. So wie er jetzt gerade ist. Keinen Widerstand mehr zu leisten, weil er sich verändert hat und sich womöglich weiter verändern wird.
Ein paar Fragen, die du dir am Ende stellen kannst:
- Was waren die schönsten Momente in diesem Jahr?
- Was habe ich erreicht, worauf bin ich stolz?
- Wofür bin ich besonders dankbar?
- Welche "Fehler" habe ich gemacht – und was kann ich daraus lernen?
- Welche Erkenntnisse habe ich für mich gewonnen?
aus #13 4 Rituale, um das Jahr kraftvoll abzuschließen – abgewandelt für diesen Blogartikel
Danke für deine Unterstützung. Danke, dass du Teil dieser Reise bist und "bunte Zebras" zu dem gemacht hast, was es heute ist.
Alles Liebe,
deine Saskia
Kommentar schreiben