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#07 Teil 1: Ursachen für Bauchschmerzen auf dem Heilungsweg

Der Weg aus der Essstörung ist so schwer. Als wären wir nicht schon genug damit beschäftigt, die Dämonen in unserem Kopf zu bändigen, kommen zu den ganzen psychischen Herausforderungen oftmals auch noch physische hinzu. Heute möchte ich über ein Thema sprechen, das mich lange Zeit extrem belastet hat und das in meinem Leben auch heute noch ab und zu präsent ist – es geht um Bauchschmerzen.

 

Disclaimer: Vorweg möchte ich betonen, dass ich weder Ärztin noch Therapeutin bin. Ich bin jemand, der seine Erfahrungen mit dir teilt. Für diesen Beitrag habe ich viel recherchiert und ihn demnach nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Im Zweifel empfehle ich dir aber immer Rücksprache mit deinem Arzt oder deinem Therapeuten zu halten.

 

Du hast dich also für die Heilung deiner Essstörung entschieden und bist bereit, vielleicht sogar fest entschlossen, wieder mehr zu essen. Doch nach dem Essen plagen dich unglaubliche Bauchschmerzen.

 

„Ich fühle mich so aufgebläht.“ „Mein Bauch tut weh.“ „Wenn ich noch mehr esse, platze ich.

 

Kommen dir diese Gedanken bekannt vor?

Damit bist du nicht allein. Bauchschmerzen kommen auf dem Weg aus der Essstörung häufig vor, sind zum Großteil normal und auch die Ursachen sind einleuchtend, wenn man sich erst einmal mit ihnen befasst.

 

Ich weiß, wie quälend Bauchschmerzen sein können. Genauso gut kann ich nachvollziehen, was diese Bauchschmerzen in dir auslösen – auch ich habe geglaubt, dass die Bauchschmerzen DAS Indiz dafür sind, dass mein Körper einfach nicht dafür gemacht ist zu essen. Die Bauchschmerzen haben umso mehr dafür gesorgt, dass sich alles in mir gesträubt hat, noch mehr zu essen. Ich hatte panische Angst vor jedem Bissen, den ich zu mir genommen habe – zum einen, weil mit jedem Bissen natürlich die Stimmen in meinem Kopf lauter wurden; zum anderen aber auch, weil ich Angst vor den Bauchschmerzen hatte, die nach dem Essen folgten.

 

Eine Zeit lang war ich fest davon überzeugt, dass die Bauchschmerzen von einer Lebensmittelunverträglichkeit kommen. Ich habe geglaubt, dass das der Preis ist, den ich von nun an zu zahlen habe. Ich will nicht behaupten, dass eine Lebensmittelunverträglichkeit völlig ausgeschlossen ist und wie ich bereits eingangs geschrieben habe, solltest du dich im Zweifel immer von einem Arzt beraten lassen. Dennoch ist eine Lebensmittelunverträglichkeit in den allermeisten Fällen nicht der tatsächliche Grund für deine Bauchschmerzen.

 

Die Ursache, die hinter deinen Bauchschmerzen steckt, ist in den allermeisten Fällen, dass du deinem Körper monate- oder sogar jahrelang erheblichen Schaden zugefügt hast, den du leider nicht von heute auf morgen reparieren kannst... 

1.  Dein Körper befindet sich im Überlebensmodus!

Dein Körper ist ein Wunder und setzt alles daran, dein Überleben zu sichern. Er will dich schützen und schaltet in den Energiesparmodus, wenn du über einen längeren Zeitraum hungerst und ihm dadurch nicht die von ihm benötigte Energie zur Verfügung stellst. Das heißt, dass jegliche deiner Körperprozesse verlangsamt werden. Zu diesen Prozessen zählt unter anderem deine Verdauung. Im Energiesparmodus wird die Nahrung, die du zu dir nimmst, etwa 5x langsamer verdaut als bei einem gesunden Menschen.

 

Und obwohl du nun begonnen hast mehr zu essen, dauert es seine Zeit, bis deine Körperprozesse wieder reibungslos stattfinden können. Deine Essstörung und somit auch der Schaden, den du deinem Körper zugefügt hast, ist nicht von heute auf morgen entstanden. Und genauso wenig wie deine Essstörung, werden auch die mit ihr einhergehenden Folgen nicht von heute auf morgen wieder verschwinden.

Bevor deine Körperfunktionen wieder uneingeschränkt funktionieren und sich damit auch deine Verdauung normalisiert, muss dein Körper dir zunächst wieder vertrauen. Noch hat er keine Ahnung, ob du dich jetzt gerade nur in einer übergangsweisen Phase befindest, in der ihm mehr Energie zugeführt wird, bevor wieder eine lange Phase des Hungerns folgt; oder ob er nun tatsächlich wieder dauerhaft ausreichend Energie bekommt.

 2.  Dein Körper frisst sich selbst!

Dieser Satz und das Bild, das er in einem hervorruft, sind erschreckend – ich weiß. Wenn dein Körper jedoch keinerlei Energie von außen zugeführt bekommt, sieht er sich gezwungen, die Energie, die er benötigt, um lebensnotwendige Prozesse am Laufen zu halten, aus sich selbst zu schöpfen. Und dabei greift unser Körper auch aber nicht ausschließlich auf unsere Fettspeicher zurück. Er bedient sich genauso an der Energie aus unseren Organen, der Knochensubstanz, sogar unserem Gehirn oder der Muskulatur. Auch dein Bauch besteht aus Muskulatur, die durch das Hungern abgebaut wird.

3.  Nützliche Bakterien und Enzyme für einen gesunden Darm!

Für die Verdauung sind Enzyme wichtig. Sie spalten die aufgenommene Nahrung in Einzelteile und beschleunigen den Abbau der Nahrungsbestandteile wie ein Katalysator. Zudem leben in unserem Darm unzählige Darmbakterien. Man unterscheidet zwischen erwünschten und unerwünschten Darmbakterien. Bei einem gesunden Menschen befindet sich die Anzahl dieser erwünschten und unerwünschten „Darmbewohner“ im Gleichgewicht. Die erwünschten Darmbakterien halten die potenziell schädlichen in Schach und verhindern eine Ausbreitung unerwünschter Keime, die zu Bauchschmerzen führen können.

Unser Körper ist so intelligent, dass er aufhört bestimmte Enzyme zu bilden, die helfen gewisse Lebensmittel zu verdauen, wenn wir diese eine Zeit lang meiden. Hast du also beispielsweise während deiner Essstörung Kohlenhydrate vermieden, wirst du vermehrt mit Bauchschmerzen zu kämpfen haben, wenn du von nun an wieder Brot, Reis oder Nudeln in deine Ernährung integrierst. Auch wenn es einfacher wäre diese Lebensmittel einfach zu vermeiden, empfehle ich dir genau das nicht zu tun! Nur durch eine regelmäßige Aufnahme dieser Lebensmittel besteht für deinen klugen Körper Sinn darin, die benötigten Verdauungsenzyme wiederherzustellen.

 

Zusätzlich dazu werden die bereits erwähnten erwünschten Darmbakterien durch den Missbrauch von Abführmitteln oder durch Erbrechen mit ausgespült oder -gespuckt. Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen erwünschten und unerwünschten Darmbakterien, was gleichermaßen zu starken Bauchschmerzen führen kann. Erbrechen und Abführmittel sorgen zusätzlich dazu, dass deine Magenschleimhaut extrem gereizt ist. Auch das verursacht Schmerzen.

4.    One apple a day!

 Hungern und Erbrechen (aber auch Schwitzen durch übermäßigen Sport, Missbrauch von Abführmitteln, etc.) führen darüber hinaus zu einem Vitamin- und Nährstoffmangel. Dass viele Lebensmittelgruppen, sogar Obst und Gemüse, in der Essstörung lange Zeit gemieden werden, verstärkt diese Mängel natürlich. Viele Mikronährstoffe, wie Vitamin A, Vitamin B12, Vitamin C, aber auch Zink oder Biotin sind wichtig für einen gesunden Darm. Stehen diese nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung sind Bauchschmerzen die Folge.

Ich rate dir davon ab, jetzt loszugehen und zehn verschiedene Vitaminpräparate zu kaufen, um diesen Mangel auszugleichen. Gib dir und deinem Körper Zeit! 

Dich über einen längeren Zeitraum hinweg ausgewogen zu ernähren und dir keine Lebensmittelgruppe mehr zu verbieten, reicht meistens schon.

 5.    Stress

Zu guter Letzt möchte ich auf Stress als Ursache für deine Bauchschmerzen eingehen. Zwischen Gehirn und Darm besteht eine sogenannte neuronale Verbindung. Nicht umsonst nennt man das dortige weit verzweigte Nervengeflecht auch „Bauchhirn“. Unser Bauchhirn reagiert sehr empfindlich auf Einflüsse des täglichen Lebens – so auch auf stressige Situationen. Stress kann also unmittelbar auf den Magen schlagen und sich durch Bauchschmerzen äußern. Fakt ist: Der Weg aus der Essstörung ist kein Zuckerschlecken. Ganz im Gegenteil: Der Weg aus deiner Essstörung bedeutet Stress. In Gesellschaft zu essen; auswärts zu essen; etwas zu essen, das ich nicht selbst zubereitet habe; zu essen, obwohl ich keinen Hunger hatte oder mich eh schon extrem aufgebläht gefühlt habe – ich kann mich an unzählige Situationen erinnern, die mich persönlich übertrieben gestresst haben. Dieser Stress hat sich immer in Form von Bauchschmerzen bemerkbar gemacht.

Die gute Nachricht ist: du hast dich für deine Heilung entschieden. Und damit gibst du deinem Körper die Chance, sich zu reparieren. Aber: Du musst dich in Geduld üben. Vielleicht schaffst du es nachsichtiger mit deinem Körper zu sein - jetzt, wo du die möglichen Ursachen für deine Bauchschmerzen kennst. Und vielleicht verstehst du jetzt auch, wieso es wichtig ist, dass du dran bleibst und deinem Körper ausreichend Nahrung und somit Energie zur Verfügung stellst, die er so dringend benötigt, um zu heilen.

 

Ein Satz, der mir besonders geholfen hat mit all den negativen Gedanken gegenüber meinen Bauchschmerzen klarzukommen und den ich mir in schwierigen Situationen immer wieder gesagt habe: 

Ein Blähbauch ist kein dicker Bauch,

sondern ein heilender!

Im zweiten Teil gebe ich dir Tipps, die deine Bauchschmerzen lindern können.

Ich freue mich, wenn du dann wieder vorbeischaust.

 

Alles Liebe,

deine Saskia 


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